
Tschüss, Tannenbaum: Überall in Deutschland stehen abholbereite Weihnachtsbäume am Straßenrand und werden von den Mitarbeitern der Städte und Gemeinden eingesammelt. Auch in Schweden, Norwegen und Finnland „fliegen“ die Nadelgewächse spätestens am heutigen Feiertag des heiligen Knut aus den Wohnungen. Doch muss der Baum wirklich entsorgt werden? Wir haben Alternativen für den guten Zweck und kreative Upcycling-Tipps gesammelt.

Rund 30 Millionen Tannenbäume wurden 2019 in Deutschland verkauft. Würde man alle liegend aneinanderreihen, könnte man bei einer durchschnittlichen Größe von 1,63 Metern die Erdkugel mehr als einmal umrunden. Ganz schön viel DIY-Material, das nicht nur für Gartenarbeit und Einrichtung nützlich ist, sondern in der kalten Jahreszeit sogar der Gesundheit auf die Sprünge hilft.
Frostschutz, Schattenspender und Bio-Resterampe
Trotz zwischenzeitlicher Temperaturanstiege: Der Winter bleibt unberechenbar und könnte jederzeit mit einer neuen Kältewelle zurückkommen. Um Blumen gegen die Minusgrade zu schützen, helfen Tannenzweige, die nicht mit Pestiziden behandelt wurden. Mehrere Schichten übereinander gelegt wirken auf dem Beet wie ein Wärmespeicher und halten den Frost fern von empfindlichen Zwiebeln und Stauden. Wer einen Häcksler besitzt, kann aus dem Stamm zudem Mulch herstellen, das dem Boden Nährstoffe gibt und Unkraut fernhält.

Auch immergrüne Pflanzen wie der Rhododendron können eine Extra-Portion Schutz vertragen: Da sie im Winter überlebenswichtiges Wasser über ihre Blätter verlieren, der vereiste Boden allerdings keinen Nachschub zulässt, drohen sie zu vertrocknen. Um das zu verhindern, einfach große Tannenbaumzweige in die Erde stecken und die Pflanzenblätter verdecken. So wird eine Art Dach erzeugt, das Schatten spendet und einen erhöhten Wasserverlust verhindert.
Übrige Zweige bieten zudem die perfekte Grundlage für einen neuen Komposthaufen. Als unterste Schicht sorgen sie für eine bessere Durchlüftung der Abfälle, besonders Obst- und Gemüsereste können so besser abgebaut werden. Fichten bieten sich allerdings nicht an, da sie zu schnell ihre Nadeln verlieren.

Eine heiße Angelegenheit
Unbehandelte Tannennadeln können sogar dabei helfen, gesund durch den Winter zu kommen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Weihnachtsbaum-Tee? Mit ihrem Vitamin-C-Gehalt stärken Getränke aus Fichten- und Kieferblättern die körpereigenen Abwehrkräfte. Dafür einfach einen Teelöffel kleingeschnittener Nadeln in einem Tee-Ei in eine Tasse mit heißem Wasser geben und zehn Minuten ziehen lassen.
Wem eine heiße Tasse zu wenig ist, kann sich gleich ein ganzes Bad mit Christbaum-Flair einlassen: Dank seiner ätherischen Öle lindert das Selfmade-Badesalz Erkältungssymptome wie auch Zerrungen, Rheuma und Durchblutungsstörungen. Die entspannende Auszeit wirkt zudem schleimlösend und sorgt so für freie Atemwege. 100 Gramm Tannen-, Kiefer- oder Fichtennadeln sollten dafür mindestens zehn Minuten lang aufgekocht werden, bevor sie durch ein Sieb ins Badewasser kommen.

Kostenlose DIY-Schätze
Für Hobby-Handwerker sind alte Weihnachtsbäume ein wahrer Schatz. Aus getrockneten Bäumen werden mit ein paar einfachen Handgriffen stylishe Kleiderhaken für den Flur. Dafür eine Stelle des Baumes suchen, an dem die Äste gleichmäßig rundherum ausgewachsen sind. Diesen Bereich absägen und die Äste kürzen – hieran werden später die Jacken aufgehängt. Anschließend die Rinde komplett entfernen und den Stamm vertikal durchsägen, jetzt kann man die Kleiderhaken bereits erkennen. An beiden Enden Löcher für die spätere Befestigung an der Wand bohren, die Oberfläche abschleifen und wie gewünscht bemalen.
Mit ein wenig Geschick, Geduld und Sandpapier kann man den massiven Stamm auch zu Holzknöpfen formen. Fehlen nur die Löcher und ein wenig Pflanzenöl zum Versiegeln der Fasern – fertig sind die Unikate. Wem das zu einfach ist, bastelt ganze Lampenschirme aus den Zweigen. Stabile Ästen sind im Garten zudem beliebte Sitzstangen für Vögel.


Gut für soziale Projekte und Wildtiere
Auch für den guten Zweck spielen die ausrangierten Bäume eine wichtige Rolle: Wie in der beliebten IKEA Werbung fliegen in Deutschland jedes Jahr dutzende Bäume durch die Luft – beim Weihnachtsbaum-Weitwurf spendet IKEA in vielen Städten für jeden zurückgelegten Meter eine fixe Summe für soziale Hilfsprojekte. Für die schönsten und weitesten Würfe gibt es zudem tolle Preise zu gewinnen.
Du hast den Weitwurf verpasst? Kein Problem, auch Tierparks, Pferdehöfe und Zoos freuen sich oftmals über die Nadelbäume, besonders Wildtiere knabbern mit Vorliebe an den Tannen- und Fichtenzweigen, die vor kurzem noch allerlei Schmuck trugen.