Zu Hauptinhalt springen

Das neue Wasser macht den Unterschied

(08.09.2020) Allein durch den Kauf eines alltäglichen Produkts, wie zum Beispiel Wasser, einen guten Zweck unterstützen? Für mich war das bis vor kurzem noch unvorstellbar. Aber in den IKEA Einrichtungshäusern ist das ab sofort möglich. Denn dort ist nun das Mineralwasser der Marke „share“ erhältlich, und das kann weitaus mehr, als nur den Durst stillen! Im Interview erklären mir die Mitgründer des gleichnamigen Start-ups, Sebastian Stricker und Iris Braun, was es mit dem Wasser auf sich hat.

Ab sofort kann jeder beim IKEA Einkauf share unterstützen.

Um langfristig Hilfe anzubieten, bildet ihr auch aus, z. B. BrunnenmechanikerInnen in Liberia. Wie läuft das ab?

Sebastian: Unsere Projekte sind, außer bei akuter Nothilfe, immer lokal verankert. Das heißt, Hilfsorganisationen arbeiten vor Ort mit Communities, Regierungen usw. zusammen, um langfristig Strukturen und Wissen zu etablieren. So werden für fast jeden gebauten und reparierten Brunnen Vertreter aus der Community ausgewählt, die Verantwortung für die Prüfung und Instandhaltung der Brunnen übernehmen. Dadurch wird gewährleistet, dass die Brunnen langfristig funktionstüchtig sind und auch die Wasserqualität gut ist. Wir von „share“ finanzieren dabei die Ausbildung, die sozialen Partner wie z. B. Fundifix bilden aus.

Und ab wann gilt ein Projekt dann für euch als abgeschlossen?

Sebastian: Abgeschlossen ist ein Projekt, wenn die Finanzierung vollständig erfolgt ist. Es folgt aber noch ein Abschlussbericht, wenn alle Brunnen gebaut sind, die Trainings vor Ort durchgeführt wurden und die Mechanikerausbildung der Verantwortlichen erfolgt ist. Meist ist das ca. drei bis sechs Monate später der Fall. Wir arbeiten oft wiederholt in bestimmten Regionen, weil dort die Projekte großflächig angelegt sind. Das ist z. B. bei den Brunnenprojekten in Liberia und den Ernährungsprojekten im Senegal der Fall. So bekommen wir auch längerfristig einen Einblick in die Projekterfolge. Wir besuchen auch einige Projekte im Nachgang oder erhalten oft weitere Informationen durch externe Projektprüfungen.

Also macht ihr euch auch vor Ort ein Bild von der Lage?

Sebastian: Da, wo es möglich ist, ja. Wir sind kürzlich erst im Kongo gewesen. Hier versorgen wir zusammen mit dem World Food Programme Schulkinder mit täglichen Mahlzeiten.

Iris: Genau, wir sind gerne vor Ort, aber eben da, wo es möglich und angemessen ist.

Dass es in unseren Einrichtungshäusern Wasser zu kaufen gibt, ist ja bekanntlich nichts Neues. Neu ist aber, dass es nun Wasser der Marke share ist. Was ist denn so anders an dem „share“ Wasser?

Sebastian: Also zunächst einmal ist das Wasser an sich qualitativ hochwertig, es stammt aus Wasserquellen in deutschen Naturparks. Das Besondere ist aber, dass es auf dem „1+1-Prinzip“ basiert. Das heißt, dass mit jedem gekauften Produkt ein Mensch in Not gleichwertige Hilfe erhält. Kauft ein Kunde oder eine Kundin (zum Beispiel im IKEA Bistro) also eine Flasche „share“-Mineralwasser, versorgt er einen Tag lang einen Menschen in einer wasserarmen Region mit Trinkwasser. Damit tut man sich selbst und der Welt etwas Gutes.

Iris: Genau. Auf der Flasche befindet sich ein Tracking Code, mit dem man ganz einfach nachvollziehen kann, wo die Hilfe ankommt. Außerdem wird das Wasser seit 2018 – und damit waren wir die ersten in Deutschland – in Flaschen aus 100% recyceltem Plastik abgefüllt. Das spart bis zu 200 Tonnen Neuplastik im Jahr.

Das klingt interessant! Bei dem „1+1-Prinzip“ muss ich aber nochmal genauer nachfragen. Mit jeder gekauften Flasche wird ein Mensch einen Tag lang mit Wasser versorgt – wie muss ich mir das vorstellen? Bekommt dann ein Mensch in Not auch eine 0,5-Liter-Flasche?

Iris: Nein, tatsächlich arbeiten wir mit Hilfsorganisationen zusammen, die beispielsweise in Liberia und Kenia Brunnenbau- oder -reparaturprojekte umsetzen. Das ist natürlich viel nachhaltiger und sinnvoller, als Flaschen dorthin zu bringen! Pro Jahr können wir mit IKEA Kundinnen und Kunden künftig so acht Brunnen bauen. Das macht einen großen Unterschied für viele Menschen: Denn jedem, der Zugang zu dem Brunnen hat, stehen täglich mindestens 20 Liter Trinkwasser zur Verfügung. Das reicht dann nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Waschen und Kochen – meistens sogar über diesen einen Tag hinaus. Und das wird für eine Flasche share Wasser ermöglicht. Bei der Berechnung haben wir uns an der UN-Richtlinie orientiert. Das „1+1-Prinzip“ gilt so auch für alle anderen share Produkte: Also jeder gekaufte Snack, wie beispielsweise Müsliriegel, spendet eine Mahlzeit und jedes Pflegeprodukt ein Stück Seife oder eine gleichwertige Hygieneleistung.

Der Name ist Programm: Ein Produkt kaufen, ein Produkt spenden.
Sebastian Stricker vor Ort in Liberia. © Stathis Klotsikas

Nach welchen Kriterien sucht ihr euch die Projekte aus, die ihr unterstützen wollt?

Sebastian: Wir entscheiden uns für Projekte immer nach den drei gleichen Kriterien. Erstens muss ein signifikanter Bedarf vorhanden sein, das kann natürlich in den Entwicklungsländern der Fall sein, aber z. B. auch lokal in Deutschland. Zweitens muss eine sehr renommierte und erfahrene Hilfsorganisation vor Ort sein, die die Hilfsleistungen umsetzen kann. Und als letztes Kriterium ist uns eine nachhaltige Projektumsetzung wichtig, d.h. wir wollen das Projekt nicht mit dem Bau der Brunnen abschließen, sondern auch eine Unterstützung in Zukunft gewährleisten, z. B. durch die Mechanikerausbildung. So haben wir einen doppelten Effekt.

Das hört sich alles sehr spannend an! Könnt ihr uns denn verraten, welche Projekte zukünftig geplant sind und wie ihr die Entwicklung eures sozialen Start Ups einschätzt?

Sebastian: Wir entwickeln laufend neue Produkte mit unseren Partnern, zum Beispiel unsere Müsliriegel. Die haben sich mittlerweile zum Verkaufsschlager entwickelt. Hier werden wir bestimmt noch weiter ausbauen. Zukünftig wollen wir aber auch Projekte in Richtung Bildung, Kleidung und sichere Unterkünfte angehen. Denkbar wäre z. B., dass mit dem Kauf von Schreibwaren Bildung gespendet wird.

Iris: Unsere Vision ist es, für alle Konsumgüter eine share Alternative anzubieten. Das ist zwar ein sehr ehrgeiziges Ziel, aber erstrebenswert. Viele Studien belegen aber auch, dass die Nachfrage nach sozialem Konsum drastisch steigt. Deshalb schätze ich auch, dass die Zahl sozialer Start-ups zunehmen wird.

Vor unserem Interview wusste ich noch gar nicht, was sozialer Konsum oder das 1+1-Prinzip ist. Wie kommt man auf so ein außergewöhnliches Geschäftsmodell wie das von „share“?

Sebastian: Uns vier Gründer verbindet, dass wir alle ein Interesse dafür haben, wie man die Welt besser machen kann – auch als Unternehmen. Iris und ich haben uns zum Beispiel in einer Unternehmensberatung kennengelernt und wir haben beide für die Vereinten Nationen in der Armutsbekämpfung gearbeitet. In dieser Zeit ist auch die Spenden-App „ShareTheMeal“ entstanden. Die Idee zu „share“ kam, als ich mein Smartphone vergessen habe. Beim Mittagessen habe ich sonst immer eine Mahlzeit über „ShareTheMeal“ gespendet.

In dem Moment habe ich mich gefragt, warum das nicht auch mit Konsumgütern möglich ist. Gemeinsam mit meinem Kollegen und Mitgründer Ben Unterkoffler habe ich bei Freunden und Bekannten nachgefragt, ob sie sich solche Produkte wünschen würden. Auch Iris und unser vierter Mitgründer, Tobias Rainer, konnten sich diese Idee gut vorstellen, solange die Produkte hochwertig sind und sich nachvollziehen lässt, wo die Hilfe ankommt. Und so entstand dann die Idee, beim Kauf von einem Produkt ein gleichwertiges zu spenden: 1+1 eben.

Iris: Wir möchten das Spenden so einfach wie möglich gestalten. Und eine sehr bequeme Art und Weise zu spenden ist es, das schon während des Konsums von alltäglichen Produkten, wie eben Wasser oder Seife, zu tun.

Für uns ist „share“ gerade wegen seines sozialen Engagements und der nachhaltigen Produkte ein toller Partner. Aber was erhofft ihr euch von der Zusammenarbeit mit IKEA?

Sebastian: Für uns ist IKEA ein echter Herzenspartner. Nicht nur, weil wir zu IKEA seit Kindheitstagen eine hohe Markenaffinität besitzen – wer kennt schließlich nicht das IKEA Bällebad? – sondern vor allem, weil wir mit IKEA einen Partner an der Seite haben, der gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und über eine Milliarde Menschen zu einem nachhaltigeren Leben inspirieren will.

Iris: Wir finden es toll, dass IKEA sich nachhaltig positioniert und auch gesellschaftlich stark engagiert. Wir freuen uns, so einen Partner an unserer Seite zu haben und gemeinsam Projekte umsetzen zu können.

„Gemeinsam die Welt besser machen“ – share und IKEA verbindet diese Zielsetzung.
Die vier Gründer von share, von links nach rechts: Iris Braun (Product Lead und International Business), Sebastian Stricker (CEO), Ben Unterkoffler (Marketing und Strategic Partnerships Lead) und Tobias Rainer (Partnerships Lead). © Gene Glover

Vielen Dank euch beiden für das spannende Interview und wir freuen uns auf den gemeinsamen Weg! Das share Wasser ist ab sofort in allen IKEA Einrichtungshäusern erhältlich.

In der IKEA Foundation Week stellen wir euch weitere gemeinnützige Projekte vor, die die IKEA Foundation weltweit unterstützt.


Über die Autorin: Laura Müller