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„Von alleine verschwindet die gläserne Decke nicht“

Bei IKEA setzen wir uns für Gleichberechtigung ein – nicht nur am Weltfrauentag.

(06.03.2020) Gleichberechtigung ist ein großes Thema in Familien, in der Gesellschaft und Unternehmen. Der internationale Frauentag ist sogar seit kurzem Feiertag in Berlin. Und es gibt noch viel zu tun. Die Topetagen der deutschen Wirtschaft sind immer noch männerdominiert, hier ist nur jede vierte Führungsposition von einer Frau besetzt. Bei IKEA Deutschland arbeiten aktuell 50 Prozent Frauen in Führungspositionen – beispielsweise als Teamleiterin, Logistik-Managerin oder Einrichtungshauschefin. Damit sind wir auch in der Einzelhandelsbranche Vorreiter, wo die „Quote“ bei 38 Prozent liegt.

Aktuell liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei 26 Prozent in der Wirtschaft.

Wir haben mit Juliane Seifert, Staatssekretärin im Familienministerium, über den Weltfrauentag, die „gläserne Decke“ und Wirkungsmöglichkeiten einer Quote gesprochen.

In Berlin ist der internationale Frauentag sogar Feiertag. Haben die Berliner einen besonderen Bezug zum Thema?

Der Internationale Frauentag, der 8. März, wurde in Berlin im vergangenen Jahr zum Feiertag erklärt. Das fand ich ein mutiges und starkes Zeichen: Wir sagen immer „Frauen können alles!“ – weil es sowohl Fakt wie Forderung ist. Der „Internationale Frauentag“ verbindet alle, völlig unabhängig vom kulturellen Hintergrund, egal ob Mann oder Frau, ob Ost oder West, ob jung oder alt, egal an was Du glaubst oder wen Du liebst – die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist etwas, hinter dem sich alle vereinen sollten. Darum freue ich mich sehr, dass Berlin so entschieden hat.

Der aktuelle Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt bei 26 Prozent in der Wirtschaft. Wie sieht es in den Berliner Ministerien aus?

In Berliner Ministerien sieht es besser aus, aber auch noch nicht wirklich zufriedenstellend: In den obersten Bundesbehörden lagen wir bei der letzten Erhebung im Juni 2019 bei 36 Prozent Frauen in Vorgesetzten- und Leistungsfunktionen. Dabei muss man wissen, dass fast 54 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Frauen sind. Wir wollen, dass der Bund hier mit gutem Beispiel vorangeht. Unser Ziel ist 50 Prozent Männer und 50 Prozent Frauen bis 2025 in Vorgesetzten- und Leitungsfunktionen. Deswegen haben wir jetzt einen Entwurf für ein neues Bundesgleichstellungsgesetz vorgelegt, in dem wir genau das vorschlagen. Damit wollen wir als Bundesregierung zeigen, dass es viele gute Frauen gibt. Genau das gleiche erwarten wir dann auch von den Unternehmen.

50 Prozent der Führungspositionen bei IKEA Deutschland sind von Frauen besetzt.

Freiwillig oder verordnet – wie kann Deutschland mehr Gleichberechtigung herstellen, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht? Welche Rolle spielt dabei eine mögliche Quote?

Klar ist, dass wir für mehr Gleichberechtigung an verschiedenen Stellen besser werden müssen. Die Vereinbarkeit ist dabei ganz wesentlich! Mit dem Elterngeld haben wir die beliebteste Familienleistung, die viele tausend Mütter und Väter pro Jahr in Anspruch nehmen. Mit dem Gute-Kita-Gesetz haben wir dafür gesorgt, dass Kitas künftig qualitativ noch besser werden – bspw. durch bessere Fachkräftegewinnung oder längere Öffnungszeiten und weniger Gebühren, damit sich auch alle den Kita-Besuch leisten können.

Klar ist aber auch, dass noch mehr getan werden muss, um mehr Frauen in Top-Positionen zu bekommen. Von alleine verschwindet die gläserne Decke leider nicht. Ein Blick in die Zahlen genügt um zu sehen, dass die Quote wirkt. In den Unternehmen, in denen bspw. die 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte gilt, haben sich die Frauenanteile insgesamt signifikant erhöht. Bei den anderen Unternehmen, in denen die Quote nicht gilt, sieht es leider düster aus. Das Ergebnis: In den Vorständen dieser Unternehmen liegt der Frauenanteil unter 8 Prozent und der Männeranteil bei über 92 Prozent! Das zeigt: Wirkliche Fortschritte gibt es nur mit einer Quote. Darum arbeiten wir derzeit an einer Reform des sog. „Führungspositionengesetzes“. Konkret wollen wir, dass große Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern im Vorstand künftig mindestens eine Frau dabei haben müssen. Frauen und Männer im Vorstand bedeutet nicht nur mehr Gerechtigkeit, sondern es ist erwiesen, dass gemischte Teams erfolgreicher und wirtschaftlich vernünftig sind, weil so verschiedene Blickwinkel, Erfahrungen und Wissen eingebracht werden.

Wie werden Sie persönlich den Weltfrauentag am 8. März verbringen?

Ich freue mich schon auf viele Veranstaltungen, die rund um den Weltfrauentag stattfinden. Es ist schön und wichtig zu sehen, dass viele – Frauen wie Männer übrigens – sich nicht mehr mit den Benachteiligungen von Frauen abfinden wollen und für gleiche Rechte und Chancen für alle eintreten. Schließlich werden Frauen noch immer diskriminiert, verdienen weniger, haben weniger Führungspositionen und politische Ämter inne. Gleichzeitig übernehmen Frauen weit mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer und sind überwiegend von Gewalt betroffen, häufig auch zu Hause. Die Liste könnte ich leider noch lange weiter fortsetzen. Im Frauenministerium setzen wir uns täglich mit diesen Themen auseinander und arbeiten daran, diese Missstände zu beheben.

Vielen Dank für das Interview! IKEA setzt sich auf der ganzen Welt für die Gleichberechtigung ein – unter anderem mithilfe von Sozialunternehmen. Wie das funktioniert, lest ihr hier!

Juliane Seifert ist Staatssekretärin im Familienministerium © Bundesregierung/Jesco Denzel

Über die Autorin: Simone Settergren

Ich kümmere mich bei IKEA um das Thema Public Affairs, also darum, dass wir bei Politik und Wirtschaft, aber auch bei den Menschen vor Ort als verantwortungsvolles Unternehmen wahrgenommen werden. Meine geheime Leidenschaft ist das Lesen – ohne ein gutes Buch im Gepäck verlasse ich selten das Haus. Aus dem Sortiment von IKEA liebe ich am meisten das HEMNES Tagesbett: Es nimmt wenig Platz ein, hat tolle Staumöglichkeiten und sogar einen ausziehbaren Lattenrost für Übernachtungsgäste.