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Lebensmittel – viel zu schade zum Wegschmeißen!

© NABU/Jule Roschlau

(17.08.2021) Rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Auftrag gegeben hat. Untersucht wurde dabei, wo wie viele Lebensmittel weggeschmissen werden – angefangen beim Anbau und bei der Verarbeitung, im Handel, in der Gastronomie und in privaten Haushalten.
Was viele überraschen wird: Die Hälfte aller Lebensmittelabfälle stammt aus Privathaushalten – rund sechs Millionen Tonnen pro Jahr. Wenn man das herunterrechnet, schmeißen wir alle im Durchschnitt zu Hause jedes Jahr 75 Kilogramm Lebensmittel in die Tonne. Laut Ministerium wären davon ungefähr 33 Kilogramm vermeidbar – also fast die Hälfte.

Das können wir ändern. Los geht’s!

Das ist – um es milde auszudrücken – eine ganze Menge. Wir alle können selbst etwas tun, um das zu reduzieren, denn es ist ja offensichtlich wenig sinnvoll, Geld, Arbeit und Ressourcen in die Produktion von Lebensmitteln zu stecken und dann einen Teil davon einfach zu entsorgen. Die gute Nachricht ist: Weniger Lebensmittel wegzuwerfen ist machbar – und nicht sonderlich aufwendig. Veränderungen braucht es beim Einkaufen und Lagern von Lebensmitteln, vor allem aber im Bewusstsein.

Tipps zum Einkaufen

· Wer gerne mal zu viel einkauft, dem hilft vielleicht der klassische Einkaufszettel. Damit steigt die Chance, dass nur das im Einkaufswagen landet, was man auch wirklich verbrauchen – oder besser gesagt: genießen – wird.

· Viele von uns suchen sich im Supermarkt die Produkte heraus, die am längsten haltbar sind. Die Folge ist, dass kürzer Haltbares stehen bleibt und dann direkt in den Müll wandert. Warum nicht mal gezielt den Joghurt mitnehmen, der in drei Tagen „abläuft“, wenn man weiß, dass man ihn sowieso morgen isst? Übrigens: Viele Supermärkte bieten Lebensmittel, die bald ablaufen, günstiger an.

· Dass Obst und Gemüse nicht immer nach DIN-Norm wachsen, wissen wir alle. Das wenige nicht ganz perfekt aussehende Gemüse sollten wir kaufen, statt es liegen zu lassen.

· Der Müslikarton ist eingerissen? Das Etikett halb abgerissen? Kein Grund, diese Produkte nicht zu kaufen, sofern die innere Verpackung intakt ist. Der Supermarkt wird es ansonsten wegschmeißen.

So sollte es in der Biotonne aussehen: Eierschalen und sonstige Abfälle, aber keine Lebensmittel. © NABU/ Helge May
Im Kühlschrank ist Obst und Gemüse meist ganz unten am besten aufgehoben – allerdings vertragen nicht alle Sachen die Kälte gut. © NABU/Sebastian Hennigs

Tipps zum Lagern

· Der wichtigste Tipp: Wer Vorräte kauft, stellt die neuen Sachen hinter die alten. Greift man dann ins Regal oder in den Kühlschrank, verbraucht man automatisch zuerst die älteren Produkte.

· Angebrochene Packungen sollte man gut verschließen, damit sie länger frisch bleiben. Dazu eignen sich etwa Vorratsgläser oder Kunststoffdosen mit gut schließendem Deckel.

· Um Obst und Gemüse richtig zu lagern, sollte man sich von Fall zu Fall informieren. Paprika, Karotten und Pilze sind im Kühlschrank gut aufgehoben, Tomaten, Gurken und Bananen nicht.

Das Mindesthaltbarkeits-Missverständnis

Der Joghurt muss weg, weil er abgelaufen ist? Das ist kein Grund! Das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) verursacht immer wieder Missverständnisse, dabei ist der Name selbsterklärend. Der Hersteller garantiert, dass das Produkt mindestens bis zum angegebenen Datum einwandfrei ist. Die meisten Produkte sind aber viele Wochen oder Monate länger haltbar. Da sollte man auf die eigenen Sinne vertrauen: Ist der Joghurt frei von Schimmel? Er riecht und schmeckt normal? Dann ist er noch völlig ok.

Etwas anderes ist das Verbrauchsdatum, das sich auf besonders leicht verderblichen Lebensmitteln wie Hackfleisch und Geflügel findet. Ist dieses Datum überschritten, sollte man die Lebensmittel tatsächlich entsorgen.

Überwältigendes Angebot: Wer oft zu viel einkauft, sollte es mit dem klassischen Einkaufszettel versuchen. © NABU/Guido Rottmann

Wertschätzung für Lebensmittel

Für meine Großeltern war es noch völlig undenkbar, Lebensmittel wegzuschmeißen. Ein kleines Stück von dieser Einstellung und der Wertschätzung Lebensmitteln gegenüber sollten wir für uns wiederentdecken. Dann braucht man auch nicht mehr zu erwähnen, dass Übriggebliebenes vom Mittagessen am nächsten Tag noch schmeckt, dass man auch Reste aus fast leeren Packungen und altes Brot hervorragend genießen kann und dass Äpfel und Bananen mit Macken prima schmecken, wenn man sie einfach ins Müsli schnippelt.

Wer nicht im Übermaß einkauft, hat dann vielleicht auch genug finanziellen Spielraum, um hochwertige Produkte einzukaufen – saisonal und regional, fair und bio – und so der Natur noch ein kleines Stückchen mehr entgegenzukommen.

Gastbeitrag von Indra Enterlein, Teamleiterin Ressourcenpolitik beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) e .V. Jeden Monat gibt es einen Tipp vom NABU für ein nachhaltigeres Leben auf dem IKEA-Unternehmensblog. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner.

Ihr sucht weitere NABU-Tipps rund ums Essen? Hier findet ihr Ideen zum Kochen mit Wildkräutern und zum Trocknen von frischem Obst. Auch Sechsbeiner müssen essen, etwa an einem Buffet für Insekten

Indra Enterlein ist Teamleiterin für Ressourcenpolitik beim NABU. © NABU/Eric Neuling

Über die Autorin: Indra Enterlein

Ich bin Indra Enterlein, Teamleiterin für Ressourcenpolitik beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V.