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Moore – unverzichtbar für Klima und Natur

(20.09.2021) Beim Thema Klimaschutz denken die meisten Menschen an Kohlkraftwerke, Windräder, E-Autos und allenfalls an die Rettung der Regenwälder im Amazonas. Dass dabei auch Moore und der eigene Garten eine große Rolle spielen, haben die wenigsten auf dem Schirm.Dabei sind Moore für unser Klima von enormer Bedeutung. Denn obwohl sie nur einen winzigen Anteil der Erdoberfläche bedecken, speichern sie unglaubliche Mengen an Kohlenstoff – doppelt so viel wie alle Wälder der Welt zusammen! Grund genug, sich mal anzuschauen, wie das genau funktioniert und was wir tun sollten, damit das so bleibt. Und da kommt dann auch der eigene Garten ins Spiel… 

Intakte Moorlandschaft in Westsibirien. Foto: NABU/Tom Kirschey

Ein Millimeter pro Jahr

Vereinfacht gesagt, entstehen Moore da, wo viel Wasser den Boden sättigt. Unter Luftausschluss werden abgestorbene Pflanzen nur unvollständig zersetzt – es bildet sich Torf. Jedes Jahr kommt ein wenig organisches Material dazu und macht die Torfschicht ein kleines bisschen dicker – wie Jahresringe an einem Baum. Etwa einen Millimeter wächst ein Moor so jedes Jahr nach oben.Viele unserer Moore in Deutschland haben mehrere Meter dicke Torfkörper und sind somit – bei einem Millimeter Wachstum pro Jahr – viele Jahrtausende alt. Sie sind nach der Eiszeit entstanden. In all dieser Zeit haben sie organisches Material als Torf eingelagert. Darin sind auch riesige Mengen an Kohlenstoff gebunden, der auf diesem Wege dauerhaft der Atmosphäre entzogen wurde. Es gibt kein effizienteres Landökosystem in Sachen Kohlenstoffspeicherung.

Moore sind in miserablem Zustand

Das Problem ist, dass heute die meisten Moore in einem miserablen Zustand sind. Obwohl sie so alt sind, sind Moore nämlich empfindliche Lebensräume. Die größte Gefahr ist die Entwässerung. Wird ein Moor trockengelegt, zersetzt sich der über Jahrtausende eingelagerte Torf in kurzer Zeit und entlässt den gebundenen Kohlenstoff als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre. Diese geschädigten Moore kurbeln den Treibhauseffekt weiter an.

Die Menschen haben schon vor Jahrhunderten begonnen, Moore zu entwässern, etwa um Torf abzubauen. Den Torf nutzten sie als Brennstoff und die trockengelegten Flächen als Acker, Wiese oder Wald. Später begann man, den Torf im Gartenbau einzusetzen. Noch heute bestehen die meisten Blumenerden zu einem Großteil aus Torf. Und der stammt natürlich aus Mooren, die dafür zerstört werden.

Moore bluten weiter aus

Obwohl wir in den meisten Regionen Deutschlands aufgehört haben, Moore abzutorfen, verschlechtert sich der Zustand der verbleibenden Moore weiter, wenn wir nichts dagegen tun. Das liegt daran, dass einmal angelegte Entwässerungssysteme die Moore weiterhin ausbluten lassen – selbst wenn die Moore nicht mehr genutzt werden. Kontinuierlich fließt Wasser aus den Mooren. Das ist ein gewaltiges Problem für den Klimaschutz – aber auch darüber hinaus. Intakte Moore speichern wie ein Schwamm große Mengen an Wasser und können etwa Starkregen aufnehmen und zwischenpuffern. So vermindern Moore einerseits in Regenperioden Hochwasser. Andererseits versorgen sie in Trockenzeiten die umgebende Landschaft mit dem zwischengespeicherten Wasser. Zudem sind Moore unersetzbare Lebensräume. Viele Tier- und Pflanzenarten haben sich an die ganz besonderen Bedingungen im Moor angepasst und können nur hier überleben. In Mooren finden beispielsweise Sonnentau und Moorfrosch, Wollgras und Brachvögel eine Heimat.

Moorschutz im großen Maßstab

Deshalb ist der Schutz unserer Moore so wichtig. Heute sind nur noch rund fünf Prozent der ursprünglichen Moore Deutschlands naturnah. Um Moore wiederherzustellen und zu schützen, muss vor allem der Wasserhaushalt wiederhergestellt werden, etwa indem man Entwässerungsgräben verschließt und Drainagen entfernt. Damit nicht sämtliche Äcker ringsum geflutet werden, braucht es dazu eine gute Planung – und natürlich die Zustimmung derjenigen, denen die Flächen gehören. Der NABU kümmert sich in vielen Projekten in Deutschland und darüber hinaus darum, Moore wiederherzustellen. Angesichts der enormen Effekte für den Klimaschutz und die biologische Vielfalt stehen Ertrag und Aufwand dabei in einem ausgezeichneten Verhältnis. Moore zu renaturieren ist ein günstiges Klimaschutzinstrument!

Männliche Moorfrösche sind zur Paarungszeit auffällig blau gefärbt. Foto: NABU/Klemens Karkow
So besser nicht: Für den Torfabbau entwässertes Moor in Lettland. Foto: NABU/Tom Kirschey

Moorschutz im eigenen Garten

Und was kann man selbst tun, um Moore zu schützen? Vor allem sollte man keinen Torf nutzen und nur torffrei gärtnern. Denn selbst wenn bei uns in Deutschland weniger Torf abgebaut wird – in anderen Ländern geht der Abbau unvermindert weiter. Wer Blumenerde kauft, sollte daher immer auf das Kleingedruckte schauen. Steht auf der Zutatenliste etwa „Hochmoortorf“, sollte man die Finger davon lassen. Selbst Blumenerde, die als „bio“ deklariert ist, kann Torf enthalten. Besser sind immer torffreie Produkte.

In Privatgärten auf Torf zu verzichten, ist kein Problem. Es gibt genügend Alternativen. Man muss nur darauf achten. Also: Augen auf beim Blumenerde-Kauf!

Gastbeitrag von Felix Grützmacher, Referent für Moorschutz beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V. Jeden Monat gibt es einen Tipp vom NABU für ein nachhaltigeres Leben auf dem IKEA-Unternehmensblog. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner.

Du suchst weitere Tipps vom NABU? Hier findest Du Tipps zum nachhaltigen Umgang mit Klamotten, Ratschläge zum richtigen Mülltrennen und 77 Ideen, wie wir alle etwas für den Klimaschutz tun können.


Über den Autor Felix Grützmacher:

Ich bin Referent für Moorschutz beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V.