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Yoga bei IKEA – Körper und Geist kennenlernen

(19.03.2021) Yoga, das ist nur der Sonnengruß auf der Matte? Von wegen: Die beiden IKEA Mitarbeiter*innen und ausgebildeten Yogalehrer*innen Britta und Marcus verraten euch im großen Doppel-Interview, wie die Übungen unser Stresslevel senken, was genau das „Wohlweh“ ist und wie ihr Yoga für euch selbst nutzen könnt. Und damit nicht nur die IKEA Kolleg*innen bei dem wöchentlichen Kurs, den die beiden im Wechsel geben, ihren Körper kennenlernen und den Kopf abschalten können, haben wir auch eine entspannende Atemübung für euch zum Ausprobieren! Lasst euch von der Begeisterung für die traditionelle indische Lehre anstecken.

Britta ist Online Merchandiser Specialist bei IKEA und sorgt dafür, dass Kund*innen ein einfaches und inspirierendes Online-Einkaufserlebnis haben.

Wie seid ihr zum Yoga gekommen?

Britta: Sich einen angenehmen Alltag zu schaffen, hat mich zum Yoga gebracht. Alles beginnt bei dir selbst und es ist für mich und meinen Lebensweg wichtig, bei mir anzufangen, aufzuräumen und meine Basis – sei es körperlich, geistig und auch emotional – zu stärken, um das Leben zu führen, was zu mir passt. Yoga unterstützt mich da, den Kreis wieder zu schließen. Ich bin schon sehr früh in Berührung mit unterschiedlichen Entspannungsverfahren wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Atemübungen gekommen. Da lag es nahe, dass auch Yoga einen Teil davon einnehmen wird. Und so bin ich im Jahr 2000 auf der Yogamatte als Schülerin gelandet, habe meine eigene Yogapraxis Jahr für Jahr immer weiter ausgebaut, bis ich dann selbst eine zweijährige Yogalehrer-Ausbildung neben dem Beruf absolviert habe und noch tiefer in die Wissenschaft des Yoga eingestiegen bin. Inzwischen gebe ich auch selbst Kurse bei der Volkshochschule, werde gebucht für Wander- und Yogatouren. Seit drei Jahren bieten mein Kollege Marcus und ich im Wechsel auch Yoga für unsere Kolleg*innen in der IKEA Deutschland Zentrale an.

Marcus: Ich habe vor rund 25 Jahren mit dem Yoga angefangen, da war ich um die 20. Ich hatte beruflich viel um die Ohren, war Leistungssportler und bin nebenbei im Zirkus als Akrobat aufgetreten. Ich brauchte etwas, das den Körper beansprucht und den Kopf „still stellt“.

Welchen Yogastil unterrichtet ihr, könnt ihr das ebenfalls kurz beschreiben?

Britta: Ausgebildet bin ich im klassischen Hatha-Yoga. Allerdings bin ich dann meinen eigenen Weg gegangen und webe gerne auch andere Körperkulturen wie Tai Chi oder Qigong als auch Achtsamkeitsübungen oder Yin-Yoga in die Yogapraxis ein. Ich mag das Spielen mit den Yogahaltungen, um auf einfache Art und Weise mit sich und seinem Körper in Kontakt zu kommen. Ich lasse mich von meinem eigenen Leben inspirieren und dann kommen die Asanas von ganz alleine. Ich setze gerne einen Fokus auf bestimmte Bereiche und lass es fließen. Aktiv und passiv zugleich – das zuzulassen ist eine große Kunst.

Marcus: Ich unterrichte den Vinyasa-Flow, da ich den Weg gewählt habe, beim Yoga den Kopf über den Körper zu beeinflussen. Bis heute arbeite ich auf dieser Basis. So kann ich Menschen abholen, die keinen Zugang zu Meditation oder Achtsamkeit haben, aber ihren Stress und das Adrenalin im Körper abbauen wollen – meistens sind das Männer. Durch die körperliche Anstrengung können diese Menschen abschalten. Ich sage immer, dass in den meisten Köpfen ein kleiner Affe herumspringt, der sich mal in die Ecke setzen muss. Genau das können wir mit Yoga erreichen.

Als Construction and Rebuild Purchaser ermöglicht Marcus in Deutschland, Österreich und der Schweiz IKEA Bauprojekte.
Zuhause entspannen: Mit verschiedenen Asanas und Flows fällt der Stress deutlich ab.

Wie oft praktiziert ihr Yoga?

Marcus: Zusätzlich zu den Kursen, die ich normalerweise auch im Studio gebe, mache ich aktuell zweimal die Woche nur für mich Yoga.

Britta: Ich praktiziere tatsächlich jeden Tag Yoga am Morgen, fließe durch sechs Sonnengrüße, schließe meine Praxis mit einer kleinen Atemübung und Meditation ab und setze so meine Intention für den Tag. Meinen Abend schließe ich mit einem Spaziergang im Wald und Atemübungen oder je nachdem auch mit sanftem Yin-Yoga und auf jeden Fall noch einer kleinen Meditation, um den Tag zu reflektieren.

Was ist eine Asana, was ist eure Lieblings-Asana oder euer Lieblings-Flow und warum?

Britta: Eine Asana ist eine „Körperhaltung“, die du im Yoga einnimmst. Hier gibt es ja unzählige Haltungen, die auch jeder Yogastil etwas anders praktiziert und interpretiert. Klassische Namen, die jeder schon mal gehört oder gelesen hat, sind der Baum, herabschauender Hund oder die Kindspose. Mmh, eine Liebings-Asana – habe ich die? Das hängt von meiner Stimmung ab. Da kommt dann einfach eine Asana um die Ecke und möchte geübt werden. Aber ja, Flows mag ich sehr gerne. Da schaltet mein Kopf total ab und ich kann mich einfach fließen lassen. Auch hier gibt es viele Variationen. Das kommt einfach.

Marcus: Ich mag den Vinyasa-Flow sehr gerne. Es geht darum, Fortschritte im Geist geschehen zu lassen, körperliche Grenzen kennenzulernen und zu akzeptieren. Diese Grenzen sollten auch im Alltag eingebaut werden, man muss auch mal Nein sagen können. Außerdem lernt man, dass manche Positionen an dem einen Tag einfach zu halten sind, aber am nächsten überhaupt nicht funktionieren. Ich versuche, ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, dass Körper und Geist keine kontinuierlich gleiche Belastbarkeit haben. Dafür setze ich bei den Asanas gerne auf kleine Bewegungen, die andere Stellen im Körper belasten. Ich will zeigen, dass winzige Dinge einen großen Einfluss auf ganz andere Bereiche haben. Eine Lieblings-Asana habe ich nicht, alle sind eine Vorbereitung auf die Wichtigste: die Ruhestellung Shavasana. Sie bringt die Entspannung für den Kopf, darauf sollten alle anderen Übungen hinwirken.

Welchen Sonnengruß praktiziert ihr am liebsten?

Der Sonnengruß ist die bekannteste Asana im Yoga – eine Abfolge von Yogahaltungen im Atemrhythmus. Er eignet sich gut zum Aufwärmen am Beginn einer Yogastunde oder als Aktivierungsübung am Morgen für jedermann. Es gibt dabei neben dem Sonnengruß A und B diverse Varianten.

Britta: Ich praktiziere am liebsten den klassischen Sonnengruß A. Da ist für mich alles drin. Wenn mein Körper mehr mag, dann fließe ich auch gerne in den Sonnengruß B mit Krieger-Variationen. Je nach Stimmung.

Marcus: Ich nehme auch den Sonnengruß A. Mit kleinen Variationen und Details lässt sich wunderbar ein „Wohlweh“ schaffen: Der schöne Schmerz. Du spürst, das sich etwas im Körper tut. Dabei befindet man sich im Flow zwischen Unter- und Überforderung. Das ist das Gerüst von Yoga.

Was macht euch glücklich beim Yoga oder euren Yoga-Kursen?

Marcus: Mich macht es glücklich, wenn wir miteinander lachen können. Ich lehre ein sehr kommunikatives Yoga, es wird viel gelacht und sich ausgetauscht. Das stört mich bei den aktuellen Online-Kursen auch am stärksten: Wir starren in schwarze Boxen und nehmen nicht das Atmen, die Geräusche und Gesichter wahr. Außerdem kann ich nicht so gut eingreifen, damit die Bewegungen körperschonend ausgeführt werden.

Britta: Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welcher Stimmung ich auf der Matte gelandet bin und wie es mir dann geht, wenn ich die Matte wieder einrolle. Ich liebe schon alleine das Geräusch, wenn ich die Matte nehme, sie über die Luft ausrolle und sie sanft auf dem Boden landet. Da beginnt das Ritual für mich und ich setze ein Zeichen: „Jetzt ist meine Zeit“. Das macht mich glücklich. Und mir geht es doch genauso wie den Schüler*innen: Auch ich suche wie sie einen Halt, eine Idee, um mit all dem, was da draußen stattfindet, zurecht zu kommen und bin selbst Schülerin. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie eine Stunde abläuft, welche Ideen mir kommen und sie sich am Ende wieder schließt. Ich finde es wunderbar, mich und auch die Teilnehmer*innen zu sehen, wie wir wachsen, Entscheidungen für uns treffen und jeder sich entdeckt. Es berührt mich sehr, dass ich hier ein Teil davon sein darf. Das macht mich sehr glücklich.

„Jetzt ist meine Zeit“: Sobald Britta ihre Yoga-Matte ausrollt, beginnt ihr Ritual.

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Was kann Yoga und was kann Yoga nicht?

Britta: Eine sehr gute Frage. Yoga kann dir helfen, den Blick auf dich und das Außen zu öffnen. Eine Neugierde am Leben zu entwickeln und gleichzeitig dich lehren, nicht daran festzuhalten. Du kannst dich damit körperlich, geistig und emotional beweglich halten. Für mich ist alles Yoga, wenn es sich für dich leicht anfühlt und du eine Leidenschaft entwickelst, egal, ob du Fußball spielst, puzzelst, kochst, liest, werkelst. Wenn du genau da bist, was du tust, dann bist du bei dir und da braucht es dann nicht unbedingt eine Matte, die du ausrollst, um Asanas zu praktizieren. Du übst dann schon für dich selbst und das ist wunderbar. Was es nicht kann, ist einen Turbo-Booster hinzulegen nach dem Motto: „Mach mich bitte ganz – jetzt!“. Den Weg der Erkenntnis muss jeder selbst gehen. Mit all den Höhen und Tiefen, den Schatten- und auch den wunderbaren Sonnenseiten. Es ist eine lebenslange Praxis – mit oder ohne Yoga.

Marcus: Yoga kann Impulse geben: Es hilft, Aufgaben zu erleichtern und unterstützt uns in schweren Situationen. Aber Yoga ist kein Allheilmittel, es kann nicht alleine Leben reparieren.

Marcus suchte ursprünglich einen Ausgleich zu seinem Alltag und fand ihn im Yoga.

Welchen irdischen Besitz schätzt ihr am meisten?

Britta: Ich bin glücklich, das alles hier erleben zu dürfen. So verrückt das Leben auch sein mag, aber es ist etwas Besonderes, genau diese Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen mit sich selbst und den Menschen um sich herum zu haben. Das ist eine große Bereicherung für mich. Ich schätze daher mein Notizbuch und meine Stifte am meisten, da sie mir Raum geben, meine Gedanken und Ideen zu visualisieren. Wenn ich dann noch mit einem Tee und leckeren Keks im Trockenen auf der sonnigen Seite sitze, dann ist das pures Glück für mich.

Marcus: Es gibt viele Dinge, die ich mag und schätze. Da kann ich mich nicht festlegen.

Welche Frage hätten wir euch noch stellen sollen/können/müssen?

Marcus: Warum ist Yoga so wichtig? Weil die Schlagtaktung immer höher wird. Die Arbeitsbelastung in der Gesellschaft wächst immer stärker an, alle sollen immer mehr Leistung in immer kürzerer Zeit erbringen. Alles muss effizienter werden. Es ist selten eine Entspannungsphase eingeplant, doch Leistung ist nur durch Erholung möglich – und Yoga kann diese Erholung bieten. In meinem Freundeskreis sehe ich eine Spaltung, die zeigt, wie Corona die Alltagsbelastung potenziert. Eine Hälfte ist in einer hohen Taktung beschäftigt, denen geht es damit nicht gut. Die andere Hälfte ist aktuell unbeschäftigt, denen geht es damit auch nicht gut. Yoga kann beides sicherlich nicht vollends heilen, aber mit Sicherheit beide Situationen mildern und Gegenpole zur jeweiligen Belastung schaffen.

Britta: Die Fragen waren sehr gut ausgewählt und haben mir große Freude gemacht, dafür Worte zu finden, die zu mir passen. Vielen Dank dafür!

Liebe Britta, lieber Marcus, vielen Dank für den Einblick! Entdecke weitere Alltagsrituale. Wusstet ihr, dass Yoga auch als Teil der Abendroutine dabei helfen kann, zur Ruhe zu kommen? Wir haben die besten Tipps für das sanfte Einschlafen gesammelt!


Über die Autorin: Bianca Matthée

Meine Aufgabe bei IKEA ist das Bloggen, speziell über Food-Themen. Deshalb ist mein Lieblingsstück von IKEA auch die praktische Spülbürste PLASTIS – mit der geht der Abwasch wie von selbst von der Hand. Zu meinen heimlichen Leidenschaften zählen neben klassischen Kochbüchern Social Apps wie Snapchat und Instagram. Mein größter Traum wäre ein kostenloses Abo für alle Kochbücher dieser Welt oder einfach drei Wochen Urlaub in Südafrika.